Auf den Spuren unserer Geschichte

Jugendliche Migranten erforschen die Geschichte ihrer Familien

„Auf den Spuren unserer Geschichte“ – das war ein ganz besonders spannendes Projekt, das Mitarbeiter und Jugendliche aus unserem Jugendtreff Meridian in diesem Jahr gestaltet haben. Jugendliche aus russlanddeutschen Familien befassten sich mit der Geschichte ihrer Familien. Der Anlass für das Projekt war ein Jubiläum, das für diese Familien eine besondere Bedeutung hat. Vor 250 Jahren erließ die russische Zarin deutscher Abstammung, Katharina die Große, ihr Einladungsmanifest an Menschen in Europa und insbesondere in Deutschland, nach Russland zu kommen und sich hier eine Existenz aufzubauen. Viele deutsche folgten damals ihrem Ruf und ließen sich in verschiedenen Gebieten in Russland nieder. Die größte Kolonie bildeten die Deutschen an der Wolga. Heute kennen wir diese Menschen als Russlanddeutsche. Viele Familien kehrten seit den 50-ger Jahren wieder nach Deutschland zurück. Dieser Rückkehrer nennt man jetzt Aussiedler oder Spätaussiedler. Als Ergebnis des Projektes entstand ein interessanter Dokumentarfilm über die Geschichte und die Gegenwart der Russlanddeutschen.

 

Den Kern des Dokumentarfilms bilden Interviews mit zwei Menschen aus der s.g. Erlebnisgeneration. So nennt man die Russlanddeutschen, die während des zweiten Weltkrieges und danach in der Sowjetunion verfolgt wurden, weil sie ethnisch zu dem Volk der Deutschen gehörten, seine Sprache sprachen und seine Kultur lebten. Sie gehörten für das Stalinregime zu dem Volk, das die Sowjetunion überfiel und großes Leid über die Völker der Sowjetunion brachte. Diese Menschen hatten ein sehr schweres Schicksal. Viele überlebten den Stalin-Terror nicht und sind in den Lagern des GULAG grausam zu Grunde gegangen. Sie mussten bis in die 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts für die Verbrechen von Nazideutschland bezahlen, obwohl sie mit dem Krieg nichts zu tun hatten und eigentlich sowjetische Staatsbürger waren.

Der Film zeigt die Wahrheit über das Schicksal dieser Menschen, die bei dem Großteil der Bevölkerung in Gera und darüber hinaus nicht bekannt ist.

Natürlich wird in dem Film auch die ganze Geschichte der Deutschen in Russland, angefangen vom Katharinas Einladungsmanifest bis in die Gegenwart, thematisiert. Dabei spielt eine interessante Tatsache eine wichtige Rolle. Die Filmemacher machten eine spannende Entdeckung: ein junger Mann aus Gera, der Zeugmacher Christoff Gottlob Züge, ist vor 250 Jahren ebenfalls nach Russland gegangen. Er lebte einige Jahre in Saratow an der Wolga und kehrte dann nach Gera zurück. Über seine Auswanderung und sein Leben in Russland schrieb er ein interessantes Buch, das die Jugendlichen als Grundlage für den Film nutzten.

 

Es entstand ein Dokumentarfilm von über 50 Minuten Länge mit spannenden Berichten und Aufnahmen in Zerbst und Gera.

Der Film wurde mit technischer Unterstützung der Offenen Kanals Gera erstellt und wurde im September 2013 in seinem Programm gesendet. Er ist zur Zeit auf YouTube zu sehen:

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Auf den Spuren unserer Geschichte, Video vom Youtube-Kanal des Offener Kanal Gera / Thüringer Landesmedienanstalt

 

Wir möchten nicht versäumen, uns bei einigen Unterstützern bedanken.

Wir danken der Stadtverwaltung Zerbst für die Unterstützung bei den Dreharbeiten. Hier lebte Katharina die Große bevor sie russische Zarin wurde. Wir danken besonders Herrn Wladimir Teslenko, dem Gründer des Internationalen Vereins der Katharina der Großen im Museum Zerbst, der uns mit einer Führung in Zerbst aktiv unterstützte.

Wir möchten der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland danken. Sie stellte uns ihre Materialsammlung zum 250-jährigen Jubiläum des Einladungsmanifestes zur Verfügung. Wir danken Pfarrer Uwe Heimowski von der ev. Freikirchlichen Gemeinde Gera für Genehmigung der Nutzung des Musiktitels „Woher weiß ich, wer ich bin“, der durch ihn und die Mitglieder seiner Gemeinde geschrieben, komponiert und aufgenommen wurde. Wir bedanken uns auch bei Christian Grau und René Pálffy aus Gera für die musikalische Unterstützung.

 

Der größte Dank gilt Frau Elisabeth Steinepreis und Herrn Johannes Rohr, die uns in dem Interview aus ihrem Leben erzählten. Der IKV Gera e.V. dankt allen Jugendlichen, Kollegen und Ehrenamtlichen, die sich an der Erstellung des Films beteiligt haben.

 

Das Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN in Gera gefördert.